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Baustoff: Plastikflaschen mit Sand drin

Verbesserungen und Verschönerungen am Haus

Flaschenhaus in Nigeria 01
Flaschenhaus in Nigeria 01 [2]


Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

Schadstoffe - Schimmel - erdbebensicheres Bauen - Mauern: anmalen - Mauern: Stützmauern  

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13.7.2011: Plastikflaschen-Architektur

aus: Welt online: Architektur: Recycelte Plastikflaschen sind Baustoff der Zukunft; 13.7.2011;
http://www.welt.de/wissenschaft/article13474015/Recycelte-Plastikflaschen-sind-Baustoff-der-Zukunft.html

<Autor: Eckart Granitza

In Schwellenländern entstehen stabile, preisgünstige und umweltfreundliche Häuser – aus leeren Getränkeflaschen. So können ganze Hochhäuser gebaut werden.

Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern vermüllen leere Plastikflaschen die Straßen, dabei könnten sie ein wertvoller Rohstoff für Neues sein. Tatsächlich greift seit einigen Jahren eine gute Idee um sich: in Honduras, Nicaragua, Brasilien, Thailand. Die leeren Flaschen, vorzugsweise aus PET (Polyethylenterephthalat), werden mit Erde, Schutt oder Sand gefüllt und mit etwas Mörtel zu Häuserwänden hochgezogen.

Das nimmt den Müll von der Straße und liefert umweltschonend und preisgünstig Wohnraum, der mit einfacher Technik herzustellen ist. Einer der Vorreiter der "Plastikmüll-Architektur" ist Andreas Froese aus Herford, ein Zimmermann mit Liebe zu Lateinamerika, der nützliche Lowtech-Idee nach Südamerika brachte.

Die Hightech-Variante des Bauens mit Recyclingplastik ist Professor Arthur Huang. Der taiwanesische Architekt ging weiter und entwickelte einen Baustoff, der in Taiwan schon als einer der Baustoffe der Zukunft betrachtet wird und auch in Europa kurz vor der Einführung steht. Auch Huang recycelt alte Plastikflaschen sowie anderen Plastikmüll aus PET. Aber er lässt sie von der Firma Miniwiz zu neuen futuristisch anmutenden, mit Luft gefüllten und durchscheinenden Hohlformen von etwa acht Litern Fassungsvermögen gießen.

Die Behälter sind wabenförmig – eine statisch besonders günstige Form. Sechsecke wie Bienenwaben kommen in der Industrie überall dort vor, wo ein leichtes und gleichzeitig stabiles Material benötigt wird. Das ist beispielsweise in der Luftfahrt beim Bau von Flugzeugen der Fall oder eben in der Architektur, wenn es darum geht, energiesparende und stabile – etwa erdbebensichere – Gebäude zu entwickeln.

"Bei der sechseckigen Zellform werden alle Zellwände doppelt genutzt. Das Verhältnis von Umfang zur Fläche ist viel günstiger als bei allen anderen geometrischen Formen, und letztlich ist die Stabilität der Wabenkonstruktion unübertroffen", meint Huang.

Vor Ort auf der Baustelle werden die Formen zu sogenannten Pollibrick-Fassaden zusammengesteckt. Huang ließ daraus unter anderem den neun Stockwerke hohen "Eco Ark Pavillon" errichten, der auf der im November 2010 eröffneten internationalen Gartenschau in Taipeh zum ersten Mal präsentiert wurde.

Die Wände des Pavillons bestehen aus 1,5 Millionen recycelten Kunststoffflaschen, die an einem leicht montierbaren und noch leichter wieder demontierbaren Stahlgerüst befestigt sind.

Auch in Deutschland ist Huang tätig. Kürzlich errichtete er einen kleinen Pavillon aus den Polli-Bricks auf dem Gelände des Energieforums Berlin, einem Bürogebäude und Veranstaltungsort mit kombiniert alter Industrie- und moderner Architektur. Er will den hiesigen Ingenieuren und Architekten ein Beispiel für nachhaltiges Bauen vorstellen und in Europa Kooperationspartner finden.

Die innen hohlen Plastiksteine sehen nicht nur futuristisch aus und geben viel Stabilität, sondern vereinen ein Vielzahl von Vorteilen. Sie seien fünfmal leichter als etwa vergleichbare Glaselemente, lichtdurchlässig und sehr haltbar, sagt Huang. "Und sie haben zudem eine optimale Ökobilanz." Die ökologischen Vorteile beruhen unter anderem auf Einsparungen beim Treibhausgas Kohlendioxid.

Die kommen dadurch zustande, dass man aufgrund des geringen Gewichts des Baumaterials nur ein leichtes Fundament und einen leichten Stahlunterbau benötigt. Zudem ist die Produktion vor Ort durch mobile Fabriken möglich. Und natürlich ist die Ökobilanz dadurch gut, dass das Material zu 100 Prozent aus Plastikmüll recycelt wird.

Abfall aus Plastik gibt es in Arthur Huangs Heimat Taiwan genug. Jährlich wandern dort allein 90.000 Tonnen Plastikflaschen und Behälter in den Müll. Weltweit hat sich die Nachfrage nach PET-Produkten seit 2000 fast verdoppelt. Warum also nichts mit diesem Rohstoff anfangen, fragte sich auch der auf Umweltrecht spezialisierte Berliner Rechtsanwalt Hartmut Gaßner.

Aus PET-Flaschen werden Bauelemente

"In Deutschland wandern jährlich allein 800 Millionen solcher Plastikflaschen in den Müll, wovon 500 Millionen paradoxerweise auch noch um die halbe Welt bis nach Asien geschickt werden. Eine verheerende Ökobilanz", sagt Gaßner. "Da wäre es doch viel schlauer, man würde sie verarbeiten und vor Ort als Baustoff nutzen." Gaßner, der das Zulassungsverfahren der Polli-Bricks in Deutschland betreut, sieht die Verwendung des lichtdurchlässigen Baustoffes vor allem für Lagerhallen, große Einkaufzentren, Museen und andere Kultureinrichtungen.

Während in Deutschland noch das Zulassungsverfahren läuft steht in Taipeh längst Huangs erste Polli-Brick-Fabrik, die er in Kooperation mit einigen Firmen errichtet hat. In einem riesigen Vorhof stapeln sich die benutzen Plastikflaschen. Im Inneren der Fabrik befindet sich ein gigantisches Tauchbecken, in dem die Flaschen gereinigt werden. Am Fließband rattern die alten Flaschen dann in Öffnungen verschiedenster Größe und werden in einem Ofen eingeschmolzen. Da das Material PET einen niedrigen Schmelzpunkt hat, wird dabei wenig Energie verbraucht.

Dann werden sie zu einem Plastikgranulat verkörnt. Dieses wird wiederum in einem sogenannten Streckblasverfahren eingeschmolzen in eine Vorform gebracht und schließlich aufgeblasen. So erhält man die sechseckigen Plastikflaschen, die mit nichts anderem als Luft gefüllt sind und wie ein Ei dem anderen gleichen.

Die große Menge an Luft in den Bauelementen ist auch für die guten Dämmwerte verantwortlich. Außerdem haben mehrere Tests in Taiwan ergeben, dass das Material sowohl sehr bruchsicher ist, als auch schwer entflammbar.

Alexander Rudolphi, Professor für nachhaltiges Bauen an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, sieht außer den guten Dämmwerten vor allem die ausgezeichnete Ökobilanz als entscheidenden Vorteil: "Gemessen an einer konventionellen Bauweise dürfte es möglich sein, mehr als 70 Prozent des mit Bauteilen verbundenen Treibhauspotentials einzusparen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das gesamte System nach der Nutzung leicht demontierbar und recycelbar ist", meint Rudolphi. Deshalb sieht er vor allem einen Einsatzbereich in temporären Bauwerken wie zum Beispiel Ausstellungs- und Verkaufsgebäuden sowie Montage- und Messehallen.>




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29.11.2011: Das Plastikflaschenhaus: erdbebensicher, feuersicher, kugelsicher - der "Flaschenbau" mit Sand gefüllt und mit Lehm und Zement verbunden - und ein Schnurnetz - Wände mit Schraubdeckeln - 18 Grad Innentemperatur - bis 2 Stockwerke oben drauf - das Projekt der NGO "DARE"

Flaschenhaus in Nigeria 01
Flaschenhaus in Nigeria 01 [2]
Flaschenhaus in Nigeria 02,
                              Wand mit Verschlüssen
Flaschenhaus in Nigeria 02, Wand mit Verschlüssen [3]


aus: Welt online: Baustoff der Zukunft: Plastikflaschen machen Wohnhäuser bombensicher; 29.11.2011;
http://www.welt.de/wissenschaft/article13741229/Plastikflaschen-machen-Wohnhaeuser-bombensicher.html

<Autor: Aminu Abubakar

Häuser aus Plastikflaschen? Was sich nach moderner Kunst anhört, ist ein ambitioniertes Bauprojekt in Nigeria. Eine Umweltorganisation will mit dem unkonventionellen Baustoff zwei Probleme auf einmal lösen.

Wohnen in Plastikflaschen: Innovatives Projekt soll Wohnungsnot in Nigeria lindern. Ein Bauprojekt in Nigeria setzt auf Häuser aus Plastikflaschen. Die Gebäude sind stabiler als aus Beton und widerstehen Erdbeben, Feuer und sogar Geschossen.

Das Haus ist in vielerlei Weise ein Wunderwerk und soll das erste von vielen sein. Auf 58 Quadratmetern Grundfläche wirkt der Bungalow mit zwei Schlafzimmern zunächst wie ein normales Haus.

Doch statt Steinen besteht es aus Plastikflaschen, die mit Sand gefüllt und zugeschraubt wurden. Die drei Kilogramm schweren Behälter werden aufeinander geschichtet und mit Lehm und Zement verbunden. Ein Netz aus Schnüren verbindet sie am Flaschenhals und gibt dem Bau zusätzlichen Halt.

Aus den verputzten Wänden ragen verschiedenfarbige Schraubdeckel heraus, die den Wänden ein einzigartiges Aussehen geben. Nach Angaben von Projektkoordinator Yahaya Ahmad sind die mit Sand gefüllten Flaschen stabiler als normale Betonblöcke.

Gebäude ist extrem stabil

„Weitere Vorteile sind: Das Bauwerk ist feuersicher, kugelsicher und erdbebensicher“, sagt Ahmad. „Im Inneren herrscht eine konstante Temperatur von 18 Grad Celsius, gut im tropischen Klima.“

Im Juni wurde mit dem Bau des Prototyps begonnen. Ist das Gebäude fertig, sollen Maurer daran ausgebildet werden. Bei entsprechender Anpassung der tragenden Säulen können bis zu zwei Stockwerke auf das Erdgeschoss gesetzt werden.

Zum einen sollen die Plastikflaschen, die Nigerias Straßen, Kanäle und Rinnsteine verschmutzen, beim Häuserbau recycelt werden. Gleichzeitig könnte das Projekt die Wohnungsknappheit im bevölkerungsreichsten Land Afrikas mildern.

[Das erste Plastikflaschenhaus Nigerias steht in Sabon Yelwa bei Kaduna - NGO "DARE"]

Der Prototyp eines Plastikflaschenhauses steht am Rande des Dorfes Sabon Yelwa bei Kaduna im Norden des Landes. Initiiert hat das Projekt die Nichtregierungsorganisation DARE (Verband zur Entwicklung Erneuerbarer Energien) mit Unterstützung von Londoner Fachleuten.

„Es ist das erste Haus in Afrika, das aus Flaschen gebaut wurde“, sagt Projektinitiator Christopher Vassiliu. „Es könnte dazu beitragen, Nigerias große Wohnungsprobleme zu lösen und die schwer verschmutzte Umwelt zu säubern.“

Der Flaschenbau liegt auf einer weitläufigen Farm und besteht aus einem Wohnzimmer in Form einer Rotunde, zwei Schlafzimmern, Küche, Innenhof, Bad und Toilette. Das Haus wurde so entworfen, dass es keine Treibhausgase produziert, da es komplett durch eingebaute Solarzellen sowie Methangas aus menschlichen und tierischen Fäkalien versorgt wird.

„Nigeria hat ein großes Abfall- und Energieproblem, und dieses Projekt ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“, sagt die britische Umweltaktivistin Katrin Macmillan. „Auf Deponien brauchen Plastikflaschen Hunderte von Jahren, um zu zerfallen.“

Das Haus ist inzwischen zu 70 Prozent fertiggestellt und braucht insgesamt etwa 14.000 Flaschen. Auf dem Gelände häufen sich Flaschen, die von Botschaften, Hotels und Restaurants gespendet wurden.

Nach Einschätzung von Umweltexperten produziert Nigeria mit einer Bevölkerung von rund 160 Millionen Tag für Tag einen Müllberg von drei Millionen Plastikflaschen.

Gleichzeitig fehlen in dem riesigen Land etwa 16 Millionen Wohnungen, deren Bau umgerechnet 226 Milliarden Euro verschlingen würde, wie Nigerias Federal Mortgage Bank angibt. Mit einem Viertel der für ein konventionelles Wohnhaus veranschlagen Baukosten ist ein Plastikhaus darüberhinaus noch günstig, betont Vassiliu.

Umgerechnet knapp 10.000 Euro werden für das innovative Heim fällig. Das nächste Bauprojekt ist schon geplant: Ab Januar soll in Suleja nahe der Hauptstadt Abuja mit 200.000 Plastikflaschen eine Grundschule vergrößert werden.

AFP/oc>


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Fotoquellen
[1] Zugbrücke ohne Zugseile: http://derstandard.at/1314652742490/Innovation-Neuartige-Klappbruecke-kommt-ohne-Zugseile-und-Hydraulik-aus
[2, 3] Flaschenhaus in Nigeria: http://sustentaveisatitudes.blogspot.com/


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