aus: Arbeitsbücher zur
psychologischen Schulung: M. Perrez / B. Minsel / H. Wimmer:
Eltern-Verhaltenstraining. Für Eltern, Erzieher und
Erwachsenenbildner; Theoretische Einführung; Otto Müller
Verlag, Salzburg, 1974
[Gestresste Terror-Eltern - Pflichtelternkurs als
Voraussetzung zur Einschränkung des Eltern-Terrors
Voraussetzung für die "Umstellung" von Terror-Eltern ist
der Anstoss von aussen, da die Terror-Eltern sich selber
so unter Stress setzen, dass sie kaum fähig sind, sich
selber zu beobachten und sich weiterzubilden. Insofern
wäre ein Pflichtelternkurs wichtig, um Eltern zu
informieren, wohin sie sich wenden können, wenn sie Hilfe
brauchen. Die Regierungen der Welt lehnen aber bis heute
Pflichtelternkurse ab und setzen allenfalls auf
freiwillige Kurse. In die freiwilligen Kurse gehen aber
nur Eltern, die sowieso schon sehen, dass sie ein
Bildungsdefizit in Sachen Erziehung haben. Schlägereltern
werden aber nie freiwillig in die Weiterbildung gehen].
Kaltherziges Verhalten der Terror-Eltern korrigieren
Lernschritte für Terror-Eltern: Die Analyse der eigenen
Person
Die Umgewöhnung zu einem warmherzigen Verhalten ist
schwierig, weil die Eltern selber keine warmherzige
Erziehung erlebt haben. Sie wissen nicht, wie das geht,
ein Kind warmherzig zu leiten und haben Angst davor
(S.36).
Deswegen müssen Terror-Eltern zuerst einmal selber
herausfinden, nach was für Vorbildern sie bei Konflikten
handeln und wer bei ihnen die massgebende Erziehungsperson
war (S.58).
Wenn Eltern nur wenig Wertschätzung in ihrer Kindheit
erfahren haben, so müssen sie sich aktiv erkundigen, wie
das geht, den eigenen Kindern Wertschätzung zu vermitteln
(S.38).
Lernschritte für Terror-Eltern: Mass halten lernen und
gute Handlungen beim Kind verstärken
-- nach guten Leistungen Lob geben (S.42)
-- lernen, an die Kinder nicht überzogene Ansprüche zu
stellen (S.41)
-- Prinzip: Ein Konflikt ist nur dann ein Konflikt, wenn
das Kind eine berechtigte Grenze überschreitet, so dass
andere verletzt werden oder das Kind sich selbst gefährdet
(S.59)
-- nach Misserfolgen neutrale Reaktionen zeigen (S.42)
-- bei Schwächen beim Kind Unterstützung und Förderung
geben, genau analysieren, wo die Schwäche liegt und in
kleinen Schritten vorgehen, eventuell mit Lehrer oder
Psychologe zusammenarbeiten (S.42)
Das Kind soll das Gefühl bekommen, dass die erwachsene
Erziehungsperson ein Partner ist (S.42).
Die Eltern und Erziehungspersonen sollen immer eine
Höflichkeitsprüfung machen: Sie sollen das Umkehrverhalten
prüfen, indem sie sich frage, wie sie vom Kind behandelt
werden wollen. So sollen sie auch das Kind behandeln
(S.42).
Eventuell müssen Lebensumstände geändert werden, ein
Ausgleich, dass Eltern und Erziehungspersonen auch Pausen
haben, z.B.
-- indem Spielgerät im Garten aufgestellt wird
-- Spaziergänge
-- Umgang mit Freunden
-- Ferien
-- Wochenendfahrten (S.44).
Lernschritte für Terror-Eltern: Konflikte abmildern
lernen
Statistik führen
-- schwierige Familiensituationen erkennen lernen (S.50)
-- häufige Konfliktsituationen feststellen, die sich
chronisch wiederholen (S.57)
-- unbegründete Befehle, Drohungen und Strafen erkennen
lernen und notieren (S.50)
-- die Terror-Eltern müssen ihr Sprachverhalten beobachten
und kontrollieren lernen (S.52)
Eigene Gefühle kontrollieren lernen
-- wertschätzendes, ruhiges, sicheres und angemessenes
Verhalten ist Vorbild für das Kind (S.59)
-- bei kleinen Konflikten Humor walten lassen (S.59)
-- Sachargumente neutral vorbringen, damit das Kind sie
neutral aufnehmen kann (S.59)
-- absolut ruhige Gestik waltenlassen, eventuell die Hand
auf die Schulter legen (S.59)
Die Einstellung der Eltern zu sich selbst korrigieren
Die Terror-Eltern sollen auch ihre eigenen Bedürfnisse
zeigen: Sie müssen also nicht immer den "Helden" spielen,
sondern sie sollen in aller Ruhe dem Kind sagen, wenn sie
müde oder verletzt sind (S.54).
Die Grundeinstellung zum Kind korrigieren
-- die Terror-Eltern sollen einmal ihr Verhalten
durchdenken, welches Verhalten welche Gefühle beim Kind
auslöst (S.57)
-- eventuell kann man den Ehepartner / Lebenspartner [oder
andere Personen im Haushalt] bitten, das Verhalten zu
beobachten, wie das Verhalten empfunden wird (S.57)
[-- Supernanny engagieren]
-- eine optimistische Erwartungshaltung ist Voraussetzung
für ein erfolgreiches Verhalten des Kindes (S.59)
-- nicht immer betonen, dass man die Autorität besitzt
(S.59), aber die Kinder sollen auch lernen, auf die
Gefühle der Eltern Rücksicht zu nehmen (S.54)
-- unbegründete Befehle können oft durch begründete
Aufforderungen mit sachlicher Information ersetzt werden,
so dass ein partnerschaftliches Verhältnis entsteht. Oft
kann die Formulierung schon Terror verhindern, und
Jugendliche akzeptieren begründete Aufforderungen [wenn
das Umfeld stimmt] (S.53)
-- ruhiges, ernstes Ansehen ohne Worte reicht bei
störendem Verhalten oft schon aus und hat grosse Wirkung,
weil das Kind dankbar ist, dass kein Schimpfen erfolgt
(S.60)
-- negative Verbote durch positive Aufforderungen ersetzen
(S.60)
Die schrittweise Anwendung von Massnahmen erlernen
Übertriebene Strafen gilt es zu vermeiden. Negatives
Verhalten soll schrittweise eingeschränkt werden:
-- bei negativem Verhalten soll dem Kind eine
Übergangszeit zur Verhaltensänderung eingeräumt werden, so
dass das Kind die Verhaltensänderung selber vollziehen
kann ohne das Gefühl zu haben, nur zu gehorchen (S.60)
-- bei wiederholter Regelverletzung (S.60) trotz Ermahnung
1. Schritt: ruhig den Sachverhalt schildern
2. Schritt: ruhig die Strafe schildern, die zu erwarten
ist (S.60)
3. Schritt: Durchführung der Strafe (S.61).
-- bei Grenzverletzung trotz Ermahnung muss im Sinne der
Gesundheit des Kindes eine schnellere Massnahme erfolgen:
1. Schritt: ruhig die Massnahme ankündigen
2. Schritt: die Massnahme umsetzen ohne grossen Kommentar
(S.53).
Lernschritte für Terror-Eltern: Autoritäre Lenkung
vermindern lernen
-- bei Widerspruch des Kindes cool bleiben lernen
(S.50)
-- Mitbestimmung des Kindes im Familienleben zulassen:
Dies bewirkt mehr Interesse an gemeinsamen Aktivitäten,
und es hat den Lerneffekt, dass die Kinder auch die
Bedürfnisse und Standpunkte anderer verstehen lernen
(S.50).
Lernschritte für Terror-Eltern: Den Kindern eine
gewisse Verantwortung überlassen
Im Familienbereich sollen die Verantwortungsbereiche klar
definiert sein und das Kind dabei nicht überfordern sein:
Das Kind darf nicht zu viel Verantwortung erhalten, es
darf sich keinen Schaden zufügen können und darf die
Bedürfnisse anderer nicht einschränken können (S.50)
Verantwortung, die das Kind selber übernehmen kann:
-- Kinder sollen selber entscheiden, wie viel sie essen,
und gemäss R. und A. Tausch gibt es dabei keine
nachteilige Auswirkungen
-- Kinder sollen selber entscheiden, was sie für Kleider
tragen, ausser bei gesundheitlicher Gefährdung (S.50)
-- wichtig sind Spielbereiche in der Wohnung oder
ausserhalb des Hauses, wo die Kinder ihre Sachen selber
liegen lassen oder aufräumen können und wo die Kinder sich
so verhalten können, wie sie es möchten. Bedingungen sind:
Keine Schlägereien, keine Sachbeschädigung (S.50)
-- Taschengeld darf keinen Kaufverboten unterstehen
[ausser gesundheitsschädliche Waren] (S.51)
-- beim Kleider einkaufen soll ein finanzieller Rahmen
gesetzt werden, aber der Geschmack des Kindes hat Vorrang,
die Eltern nur beratende Funktion (S.51)
-- Jugendliche haben freie Gestaltung der Freizeit, die
Eltern entscheiden nicht über Freunde, Bücher, Kino,
Ausflüge etc., Eltern haben nur eine Meinung. Dabei ist
der Jugendschutz [und das Gesetz] einzuhalten (S.51)
-- Jugendliche müssen die Verantwortung für
Schulleistungen selber übernehmen lernen (S.51)
-- bei Lernschwierigkeiten soll dem Kind geholfen werden
(S.51)
-- bei Ausflügen und Ferien sollen die Bedürfnisse der
Kinder und Eltern aufeinander abgestimmt werden, eventuell
können Wünsche abwechselnd erfüllt werden (S.51).
Die kritische Übergangsphase von autoritär zur
demokratischen Erziehung
Die Verhältnisse ergeben für die terrorisierten Kinder
zuerst neue Freiheiten, die dann zuerst negativ ausgenützt
werden. Damit verschlimmern sich zuerst die Verhältnisse,
bevor sie sich auf demokratischen Niveau einpendeln
(S.64).
Im Stress soll sich die Erziehungsperson manchmal auch
selbst belohnen (S.64).
Schliesslich werden die Erziehungserfolge aber durch die
Kinder selber sichtbar (S.64).